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Anna Bock, Florian Peters, Zuzanna Anna Magnuska, Felix Gremse, Stephan Christian Möhlhenrich, Frank Hölzle, Ali Modabber
Auswirkung der systemischen Bisphosphonatgabe auf den periimplantären Knochen um Zirkondioxid- und Titanimplantate im Rattenmodell
Thema
Hintergrund: Die Behandlung der Knochenosteolysen und Knochenmetastasen vieler Tumorerkrankungen erfolgt unter anderem mit antiresorptiven Medikamenten um deren Wachstum zu hemmen 1. Als Komplikation der Therapie entwickeln Patienten unter Antiresorptivatherapie häufig eine Kieferknochennekrose (Häufigkeitsangabe: 15 bis 32% 2). Bei den meisten Medikamenten-assoziierten Kiefernekrosen sind Auslöser in der Mundhöhle identifizierbar. Entzündete Implantate können ebenfalls einen Trigger darstellen. Implantate können dagegen aber auch durch Reduktion der Schleimhautbelastung zur Vermeidung von Prothesendruckstellen beitragen 3, 4. Patienten mit einer systemischen Antiresorptiva-Medikation leben nach der S3-Leitlinie "Implantate bei Knochenantiresorptiva" mit einem deutlich erhöhtem Osteonekroserisiko, was gegen eine dentale Implantation spricht 4.
Zirkondioxid als neuartiges dentales Implantatmaterial hat sich zu einer möglichen adäquaten Alternative zum herkömmlichen Implantatmaterial Titan herauskristallisiert. In ersten Studien zeigte sich, dass das Weichgewebe um Titanimplantate in vivo eine stärkere Entzündungsreaktion auf die experimentelle Plaqueansammlung entwickelte als das um Zirkonoxidimplantate der Fall war 5,6. Diese Erkenntnis könnte einen relevanten Faktor darstellen, der Risiko einer Implantatbettentzündung oder Kiefernekrose bei Antiresorptivapatienten minimieren könnte. Das Ziel dieser Studie ist die Klärung der Fragestellung, ob sich Keramikimplantate aufgrund der Materialeigenschaften bei systemischer Antiresorptivatherapie vorteilig zeigen und ein geringeres Risiko für eine Knochenresorption und Kiefernekrose aufweisen.
Methode: Im Versuchsvorhaben soll das periimplantäre Interface (Verbindung Implantat zu Knochen und Weichgewebe) beider Implantatmaterialien, Zirkondioxid und Titan, bei der genannten Risikogruppe in vivo im randomisierten Kleintiermodell (Ratte) erforscht werden. 54 Ratten wurden in 3 Gruppen aufgeteilt (Kontrollgruppe 1, Testgruppe 2 erhielt eine intravenöse Medikamentenapplikation von Zoledronsäure und Testgruppe 3 eine subkutane Applikation von Alendronsäure). Nach vierwöchiger Medikamentengabe wurde der erste Prämolar auf jeder Seite des Oberkiefers extrahiert und sofort entweder ein Zirkoniumdioxid- oder ein Titanimplantat inseriert. Die radiologische Untersuchung umfasste volumetrische µCT-Messungen des periimplantären Knochenverlusts bis zu 3 Monaten Follow-up und ex-vivo-Messungen der periimplantären Knochenstruktur.
Ergebnisse:
Im Vergleich zur Kontrollgruppe wiesen beide Testgruppen einen signifikanten Anstieg des periimplantären Knochenverlusts über die Zeit auf (p < 0,05). Die klinischen Beobachtungen des freiliegenden Knochens zeigten, dass die meisten Fälle unter Alendronsäuregabe auftraten. Exponierter Knochen wurde ausschließlich in den Testgruppen jedoch um beide Implantatmaterialen gleichermaßen (sowohl Titan- als auch Zirkondioxid) herum erfasst. Hinsichtlich der periimplantären Knochenstruktur wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Materialien gefunden.
Schlussfolgerungen:
Die hier angewandten antiresorptiven Medikamente zeigten eine signifikante Veränderung der Knochenqualität in den Testgruppen. Die systemische Bisphosphonatgabe führte zudem nach der Sofortimplantation zu einem erhöhten periimplantären Knochenverlust um Titan- und Zirkondioxidimplantate. Hinsichtlich der Parameter zur Knochenresorption und Knochenqualität war kein Implantatmaterial dem anderen überlegen.
Bildergalerie (12)
Literatur:
- Matsuo A, Hamada H, Takahashi H, Okamoto A, Kaise H, Chikazu D. Evaluation of dental implants as a risk factor for the development of bisphosphonate-related osteonecrosis of the jaw in breast cancer patients. Odontology 2016:104:363-71.
- Walter C, Al-Nawas B, Wolff T, Schiegnitz E, Grotz KA. Dental implants in patients treated with antiresorptive medication - a systematic literature review. Int J Implant Dent 2016;2:9.
- 3: Walter C, Grötz KA. Behandlung mit Knochenantiresorptiva - wann sollte implantiert werden? der junge zahnarzt 2020.
- S3-Leitlinie (Langversion), Zahnimplantate bei medikamentöser Behandlung mit Knochenantiresorptiva (inkl. Bisphosphonate), AWMF-Registernummer: 083-026, Stand: Juli 2016
- Clever K, Schlegel KA, Kniha H, Conrads G, Rink L, Modabber A, Holzle F, Kniha K. Experimental peri-implant mucositis around titanium and zirconia implants in comparison to a natural tooth: part 1-host-derived immunological parameters. Int J Oral Maxillofac Surg 2019:48:554-59.
- Clever K, Schlegel KA, Kniha H, Conrads G, Rink L, Modabber A, Holzle F, Kniha K. Experimental peri-implant mucositis around titanium and zirconia implants in comparison to a natural tooth: part 2-clinical and microbiological parameters. Int J Oral Maxillofac Surg 2019:48:560-65.
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Zusammenfassung:
Das Ziel dieser Rattenstudie war die Klärung der Fragestellung, ob sich Keramikimplantate aufgrund ihrer Materialeigenschaften bei systemischer Antiresorptivatherapie vorteilig zeigen und ein geringeres Risiko für eine Knochenresorption und Kiefernekrose aufweisen.
Neben der Kontrollgruppe 1 erhielten die Testgruppe 2 eine intravenöse Medikamentenapplikation von Zoledronsäure und die Testgruppe 3 eine subkutane Applikation von Alendronsäure.
Nach vierwöchiger Medikamentengabe wurde der erste Prämolar auf jeder Seite des Oberkiefers extrahiert und sofort entweder ein Zirkoniumdioxid- oder ein Titanimplantat inseriert. Die radiologische Untersuchung umfasste volumetrische µCT-Messungen des periimplantären Knochenverlusts bis zu 3 Monaten Follow-up und ex-vivo-Messungen der periimplantären Knochenstruktur.
Die systemische Bisphosphonatgabe führte nach der Sofortimplantation im Oberkiefer der Ratten zu einem erhöhten periimplantären Knochenverlust um Titan- und Zirkondioxidimplantate. Hinsichtlich der Parameter zur Knochenresorption und Knochenqualität war jedoch kein Implantatmaterial dem anderen überlegen.