Über den Autor

Univ.-Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets

Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Sektion für Regenerative Orofaziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Germany
r.smeets@uke.de

Vita

  • 1990–1995 Studium der Chemie (Schwerpunktfach im Hauptstudium: Makromolekulare Chemie)
  • 1995–2003 Studium der Human- und Zahnmedizin an der RWTH Aachen
  • 2004–2005 Forschungsstipendium der RWTH Aachen
  • 2008 Facharztfür Mund-, Kiefer- Gesichtschirurgie
  • 2009 Fachzahnarzt für Oralchirurgie
  • 2010 Hans-von-Seemen-Preisder Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e.V.
  • 2011 Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Forschung in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
  • 2011 W2-Universitätsprofessurfür MKG-Chirurgie und Oralchirurgie in der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg
  • 2012–2015 Gastdozent an der Universität Bremerhaven
  • 2012–2014 Schriftführer der Arbeitsgemeinschaft für Grundlagenforschung (AfG) in der DGZMK
  • 2013–2015 Schriftführer der Arbeitsgemeinschaft für Oralpathologie (AKOPOM) in der DGZMK
  • 2014–2016 Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Grundlagenforschung (AfG) in der DGZMK
  • seit 2015 2. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Oralpathologie (AKOPOM) in der DGZMK
  • seit 2018 W3-Universitätsprofessur für MKG-Chirurgie und Oralchirurgie; „Regenerative orofaziale Medizin“ in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
  • seit 2018 Leiter der eigenständigen Sektion „Regenerative orofaziale Medizin“in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
  • seit 2019 stellv. Klinikdirektorder Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf

Co-Autoren

Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Ralf Smeets, Leonie Früh (B.Sc.), Sandra Fuest (M.Sc.), Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Martin Gosau, Dr. med. Dr. med. dent. Anders Henningsen, M.A., Dr.-Ing. Marius Köpf, Dr.-Ing. Alexander Kopp, Univ.-Prof. Dr. med. Stefan Jockenhövel, Sabine Keutmann (M.Sc.)

Eine neuartig-bioresorbierbare Magnesium/Seiden-Membran für die GBR/GTR

Thema

Einleitung:

Der Einsatz synthetischer Barrieremembranen für horizontale und vertikale Augmentationen ist seit Jahren fester Bestandteil implantologischer Behandlungen. Trotz zahlreicher Forschungsarbeiten kommt es im Bereich der „Guided-Bone-Regeneration-Technik“ jedoch immer noch zu materialspezifischen Beeinträchtigungen. Aktuell werden hauptsächlich Membranen aus Kollagen oder PTFE verstärkt mit Titan (Vermeidung des "Membrankollaps in den Defekt") für die Augmentation verwendet. Die mit Titan verstärkten PTFE-Membranen erfordern eine zweite, aufwendige Operation zur Entfernung des Materials. Kollagenmembranen hingegen sind bereits bioresorbierbar, jedoch oft mit ethischen Herausforderungen aufgrund der tierischen Herkunft verbunden. Die Kombination der bioresorbierbaren Werkstoffe Fibroin und Magnesium, und damit die Herstellung einer kompositen Verbundstruktur zur Verwendung als Barrieremembran, bietet daher die Möglichkeit eine zweite Operation überflüssig zu machen und ethischen Diskussionen vorzubeugen. Die Anforderungen an eine solche Barrieremembran sind neben bioresorbierbaren auch mechanische Eigenschaften, welche durch die Kombination des Seidenfibroins und neuartiger Magnesiumlegierungen erreicht werden, siehe Abbildung 1-2.

Material und Methoden:

Für die Herstellung des GBR-Prototypen wurde Seidenfibroin vom Maulbeerseidenspinner sowie eine innovative Magnesiumlegierung verwendet, siehe Abbildung 1-2. Das Seidenfibroin zeichnet sich durch eine hohe Biokompatibilität, Nichttoxizität und geringe Immunogenität aus [1-3]. Magnesium unterstützt die Knochenheilung und besitzt darüber hinaus eine mechanische Festigkeit nahe der von kortikalem Knochen [4, 5]. Zur Oberflächenmodifikation der Magnesiumlegierung wurden drei Techniken verglichen: Dip-Coating, Elektrogelation und Vacuum-Drying, siehe Abbildung 4-6. Anschließend wurden verschiedene Ansätze zur Herstellung einer GBR-Membran aus Seidenfibroin mit einer eingebetteten Magnesiumstruktur verfolgt, dargestellt in den Abbildungen 7-8.  Dabei kamen neben gegossenen Fibroinmembranen auch Schwämme sowie elektrogesponnene Vliese zum Einsatz, in welche die Magnesiumstruktur durch einen Gieß- oder Klebeprozess eingebracht wurde. Um die hergestellten GBR-Membranen für medizinische Anwendungen In-vivo nutzbar zu machen wurden wasser- und alkoholbasierte Techniken zur Ausbildung einer wasserunlöslichen Beta-Faltblattstruktur untersucht, siehe Abbildung 9. Die Wirksamkeit der angewendeten Methoden wurden durch optische Analyseverfahren bestimmt, ebenso die Schichtdicke der Proteinlösung durch mikroskopische Aufnahemen bewertet und evaluiert, dargestellt in den Abbildungen 10-13.

Ergebnis:

Eine GBR-Membran kann als Produkt aus Seidenfibroin und Magnesium hergestellt werden. Die Kombination aus Fibroinmembran, Magnesiumstruktur und Vliesstoff stellte sich hierbei als erfolgreichen Ansatz heraus. Dazu wurde eine Membran aus Seidenfibroin gegossen auf welche die Magnesiumstruktur geklebt und anschließend mit Seidenfibroin versponnen wird. Die Magnesiumstruktur ist somit auf einer Seite mit einer Fibroinmembran und auf der anderen Seite mit einem Fibroin Vliesstoff bedeckt. Als Kristallisationstechnik erzielt besonders die Wasserdampf-Methode wünschenswerte Ergebnisse. Zwar rollen sich die Kanten um die Magnesiumstruktur auf und das Material wird spröde, die Membran und der Vlies bilden jedoch eine Einheit. Außerdem entstehen keine Risse, sodass das Produkt aufgrund genügender Flexibilität ohne Brechen transportiert werden kann. Die Ergebnisse der unterschiedlichen Kristallisationstechniken der Verbundstruktur können Abbildung 14 entnommen werden. Besonders die alkoholbasierte Behandlung (eva, mva und iva) führt zu Rissen und einem spröden Verhalten der GBR-Membran.

Bildergalerie (14)

Literatur:

[1] Kim, K.-H., Jeong, L., Park, H.-N., Shin, S.-Y., Park, W.-H., Lee, S.-C., Kim, T.-I., Park, Y.-J., Seol, Y.-J., Lee, Y.-M., Ku, Y., Rhyu, I.-C., Han, S.-B., and Chung, C.-P. 2005. Biological efficacy of silk fibroin nanofiber membranes for guided bone regeneration. Journal of biotechnology 120, 3, 327–339.

[2] Koh, L.-D., Cheng, Y., Teng, C.-P., Khin, Y.-W., Loh, X.-J., Tee, S.-Y., Low, M., Ye, E., Yu, H.-D., Zhang, Y.-W., and Han, M.-Y. 2015. Structures, mechanical properties and applications of silk fibroin materials. Progress in Polymer Science 46, 86–110.

[3] Naskar, D., Barua, R. R., Ghosh, A. K., and Kundu, S. C. 2014. Introduction to silk biomaterials. In Silk Biomaterials for Tissue Engineering and Regenerative Medicine. Elsevier, 3–40. DOI=10.1533/9780857097064.1.3.

[4] Luthringer, B. J. C., Feyerabend, F., and Willumeit-Römer, R. 2014. Magnesium-based implants: a mini-review. Magnesium research 27, 4, 142–154.

[5] Zhao, D., Witte, F., Lu, F., Wang, J., Li, J., and Qin, L. 2017. Current status on clinical applications of magnesium-based orthopaedic implants: A review from clinical translational perspective. Biomaterials 112, 287–302.

Zusammenfassung:

Anhand der Ergebnisse dieser Arbeit kann eine qualitative Aussage zur Beurteilung von Verbundstrukturen aus Seidenfibroin und Magnesium zum Einsatz als Barrieremembran für horizontale und vertikale Augmentationen getroffen werden. Durch die Biokompatibilität und Degradierbarkeit des Seidenfibroins sowie des Magnesiums sind beide Materialien für medizinische Anwendungen besonders geeignet. Die Kombination könnte zu einem etablierten Implantationsmaterial führen, das die Vorteile einer kontrollierbaren Abbauzeit, belastbarer Eigenschaften und einer heilungsfördernden Oberfläche vereint. In weiterführenden Untersuchungen sollte eine Methode zur Herstellung einer Seidenfibroinmembran entwickelt werden, sodass diese Membran nach der Kristallisation flexibel bleibt und kein sprödes Verhalten aufweist. Damit könnten die Eigenschaften des GBR-Prototypen weiter optimiert werden.