Über den Autor

Surian Herrmann

MKG MUC Praxisklinik Dr. Dr. Linsenmann & Prof. Dr. Dr. Nolte
Sauerbruchstraße 48
81377 München
Germany
089 74809999
surian.herrmann@mkg-muc.com
https://www.mkg-muc.com/

Vita

  • 2011 - 2016 Zahnmedizinstudium am Universitätsklinikum Charité mit Erteilung der Approbation als Zahnarzt
  • 2017 - 2020 Doktorand der Abteilung für zahnärztliche Werkstoffkunde und Biomaterialforschung, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Thema: „Auswirkung unterschiedlicher PEEK Oberflächenmodifikationen auf humane Osteoblasten – eine In vitro Studie“
  • 2016 - 2017 Vorbereitungsassistent in der Zahnarztpraxis MKG-Chirurg Dr. Dr. Herrligkoffer
  • 2018 - 2021 Weiterbildungsassistent für Oralchirurgie in der MKG MUC Praxisklinik Dr. Dr. Robert Linsenmann - Prof. Dr. Dr. Dirk Nolte
  • 2021 Fachzahnarzt für Oralchirurgie 

Co-Autoren

Lukas Wimmer, Dirk Nolte

Klinischer Fallbericht: Implantologische Versorgung des horizontal atrophierten Unterkiefers mit durchmesserreduzierten Implantaten (BEGO Semados® Mini)

Thema

Die Versorgung von zahnlosen Kiefern gehört nicht zuletzt aufgrund der steigenden Lebenserwartung zum klinischen Alltag des Zahnarztes.1 Aufgrund von schlechtem Prothesenhalt und der damit verbundenen Unzufriedenheit der Patienten kommen zunehmend Implantate zur Verankerung des Zahnersatzes zur Anwendung.2,3 Eine vielseitig beschriebene Kontraindikation stellt dabei der horizontal atrophierte Unterkiefer dar.4 Die Verwendung von durchmesserreduzierten Implantaten (BEGO Semados® Mini-Implantate, BEGO Implant Systems GmbH & Co. KG, Bremen, Deutschland) bei horizontaler Knochenatrophie eröffnet eine vielversprechende Methode der implantologischen Versorgung derartiger Fälle, ohne die Notwendigkeit von aufwändigen Augmentationen. Um eine Überbelastung zu verhindern, besteht bei Mini-Implantaten die Anforderung einer primären/sekundären Verblockung. Eine aktuelle retrospektiven Auswertung von 33 Implantaten (n=23 Patienten) ergab eine mittlere Erfolgsrate von 97% nach 5 Jahren.5

Der vorliegende Fallbericht beschreibt die implantologische Versorgung des horizontal atrophierten Unterkiefers einer 68-jährigen Patientin mit einer unauffälligen allgemeinen Anamnese. Die prothetische Ausgangssituation war ein zahnloser Oberkiefer und eine nicht erhaltungswürdige Restbezahnung regio 34, 41 und 42 des Unterkiefers (Abb. 1). Die horizontale Kieferbreite war von regio 33 bis regio 43 deutlich vermindert. Zur implantologischen Planung wurde die Kieferkammbreite im DVT ermittelt. Vom krestalsten Punkt des Unterkiefers ausgehend wurde die Breite des Knochens nach 5mm [1] und nach 10mm [2] gemessen. Sie betrug in regio 32 5,1mm [1] und 6,6mm [2] (siehe Abb. 2) und in regio 43 4,8mm [1] und 7,2mm [2] (siehe Abb. 3). Die prothetische Planung sah dabei die Anfertigung einer implantatgetragenen Stegprothese vor.

Die Implantation erfolgte in regio 32 und 43 mit jeweils 3,1mm (D) x 13mm (L) Mini-Implantaten und in regio 37 und 47 mit jeweils 4,5mm (D) x 8,5mm (L) RS Implantaten (Abb. 4). Nach einer Einheilphase von drei Monaten erfolgte die chirurgische Freilegung der Implantate mit Abdrucknahme und anschließendem digitalen Scan der Meistermodelle (Abb. 5). Ein Übertragungsschlüssel diente zur Bestätigung der Position der Implantate (Abb. 6). Im Anschluss wurden die Zähne regio 34, 41 und 42 extrahiert.

Sowohl der Steg (Primärteil) als auch die Secondary Bar Structure (Sekundärteil) der Stegprothese wurden im CAD-Software Verfahren konstruiert (Abb. 7, 8) und im Selective Laser Melting (SLM) Verfahren aus Wirobond® C+ hergestellt. Nach der Steg-Einprobe erfolgte die Registrierung sowie die Herstellung der Teleskopprothese. Der Steg wurde spannungsfrei eingegliedert, die Schraubenkanäle mit Teflonband und Komposit verschlossen (Abb. 9 - erneute Freilegung regio 32/43 bei Steg-Eingliederung, Abb. 10 Schleimhautsituation 14 Tage postoperativ), die Stegprothese eingegliedert (Abb. 11, 12, 13, 14 und 15) und die statische sowie dynamische Okklusion angepasst.

Durchmesserreduzierte Implantate scheinen eine erfolgreiche Behandlungsoption in Fällen von geringer Alveolarkammbreite zu sein. Aufgrund der klinischen Ergebnisse und der niedrigen Komplikationsraten war diese Behandlungsoption mit einer hohen Patientenzufriedenheit verbunden. Langzeitstudien werden zeigen, ob sich der Erfolg von durchmesserreduzierten Implantaten auch langfristig bestätigt.

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Literatur:

  1. Statistisches Bundesamt: https://www.vdek.com/presse/daten/_jcr_content/par/publicationelement_1479644990/file.res/vdek_basisdaten_2020.pdf
  2. Zitzmann N U, Marinello C P: Patientenzufriedenheit mit abnehmbaren ImplantatRekonstruktionen im zahnlosen Unterkiefer. Schweiz Monatsschr Zahnmed 116: 237–244 (2006)
  3. Geertman M E, Van Waas M A, Van´t Hof M A, Kalk W: Denture satisfaction in a comparative study of implant-retained mandibular overdentures: a randomized clinical trial. Int J Oral Maxillofac Implants 11: 194–200 (1996)
  4. McAllister BS, Haghighat K (2007) Bone augmentation techniques. Journal of periodontology 78:377-396
  5. Wimmer L, Petrakakis P, El-Mahdy K, Herrmann S, Nolte D. Implant-prosthetic rehabilitation of patients with severe horizontal bone deficit on mini-implants with two-piece design-retrospective analysis after a mean follow-up of 5 years. Int J Implant Dent. 2021 Jul 28;7(1):71.

Zusammenfassung:

Die Versorgung von zahnlosen Kiefern gehört nicht zuletzt aufgrund der steigenden Lebenserwartung zum klinischen Alltag des Zahnarztes.1 Aufgrund von schlechtem Prothesenhalt und der damit verbundenen Unzufriedenheit der Patienten kommen zunehmend Implantate zur Verankerung des Zahnersatzes zur Anwendung.2,3 Eine vielseitig beschriebene Kontraindikation stellt dabei der horizontal atrophierte Unterkiefer dar.4 Die Verwendung von durchmesserreduzierten Implantaten (BEGO Semados® Mini-Implantate, BEGO Implant Systems GmbH & Co. KG, Bremen, Deutschland) bei horizontaler Knochenatrophie eröffnet eine vielversprechende Methode der implantologischen Versorgung derartiger Fälle, ohne die Notwendigkeit von aufwändigen Augmentationen. Eine aktuelle retrospektiven Auswertung von 33 Implantaten (n=23 Patienten) ergab eine mittlere Erfolgsrate von 97% nach 5 Jahren.5

Der vorliegende Fallbericht beschreibt die implantologische Versorgung eines horizontal atrophierten Unterkiefers zur Herstellung einer implantatgetragenen Stegprothese.