Über den Autor

Dr. Rebekka Hueber

Swiss Biohealth Clinic, Kreuzlingen
Brückenstraße 15
8280 Kreuzlingen
Switzerland
004917647755826
rebekka.hueber@swiss-biohealth.com
https://www.swiss-biohealth.com/

Vita

Dr. Rebekka Hueber, hat ihr Studium der Zahnheilkunde an der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit chirurgischen Bestnoten abgeschlossen. Kurz darauf erlangte sie ihren Doktortitel in der chirurgischen Abteilung des Klinikums rechts der Isar, der Technischen Universität München. Sie forschte an den Ursachen einer seltenen Speiseröhrenerkrankung und konnte hier ihr Wissen im Bereich der allgemeinen Medizin noch weiter vertiefen.

Mit großer Leidenschaft schloss sie die vierjährige Facharztausbildung zur Oralchirurgin in München und in namhaften Praxen in Rosenheim ab und spezialisierte sich unter anderem im Bereich Implantologie, Parodontologie und Oralchirurgie.

Zuletzt leitete sie erfolgreich die chirurgische Abteilung einer namhaften, privaten Zahnklinik als Fachzahnärztin für Oralchirurgie und Implantologie in Deutschland und praktizierte dort unter anderem die biologische Zahnheilkunde. Sie ist routiniert in der Anwendung von PRF , Ozontherapie und Keramikimplantation.

Mit großem Enthusiasmus und Erfahrung im Bereich der Medizin, hat sie sich der biologischen Zahnheilkunde verschrieben und konnte ihre Expertise durch zahlreiche Trainings und Kurse im Bereich der Neuraltherapie, Implantation mit Keramikimplantaten, die Anwendung von PRF und iPRF, biologische Entfernung von Amalgam und Metallen, Prothetik auf Keramikimplantate sowie dem SWISS BIOHEALTH CONCEPT vertiefen. Des Weiteren lernte sie die Anwendung der ART-Technik an der SWISS BIOHEALTH CLINIC in direktem Training bei Dr. Klinghardt.

Sie ist Fachzahnärztin für Oralchirurgie in der Swiss Biohealth Clinic, Kreuzlingen, Schweiz  und Mitglied in der SWISS BIOHEALTH ACADEMY wo sie mit großem Engagement an aktuellen Forschungen beteiligt ist, sich regelmäßig fortbildet und international als Referentin tätig ist. 

Co-Autoren

Dr. Rebekka Hueber, Dr. Ulrich Volz, Dr. Paul Kilanowski

Sofortimplantation mit Zirkonimplantat bei ausgeprägter zystischer Läsion

Thema

Falldarstellung

Im Dezember 2018 wandte sich eine 45-jährige Frau aus den Vereinigten Staaten an unsere Klinik mit schweren Gesundheitsproblemen und starken Schmerzen im linken Teil des Oberkiefers mit einem Fistelgang und Pusaustritt. Darüber hinaus litt sie an Borreliose, täglichen Kopfschmerzen und Depressionen. Sie ist Nichtraucherin mit einem gesunden Lebensstil und einer guten Mundhygiene. 

Bei der klinischen Untersuchung war der Vitalitätstest an den Zähnen 23 und 24 negativ, sowie Perkussion positiv. 

Im dreidimensionalen Röntgenbild zeigte sich apikal  eine ausgeprägte radikuläre Zyste in dieser Region mit einem Durchmesser von 11 mm.

Nach einem ausführlichen Aufklärungsgespräch, entschied sich die Patientin unter andem aufgrund der Ausdehnung der Zyste gegen eine endodontische Behandlung und wünschte den Ersatz der Zähne 23 und 24 mit Zirkonoxidimplantaten. Das Ergebnis des Klassifizierungsinstruments SAC Assessment, das eine Leitlinie zur Einteilung der Schwierigkeit eines chirurgischen Implantatfalles darstellt, ergab die Einteilung einer komplexen Situation, was die ästhetische, chirurgische und restaurative Beurteilung betrifft.

Chirurgischer Eingriff

Die Zähne 23 und 22 wurden in Lokalanästhesie mit einem minimalen und schonenden Verfahren extrahiert, um möglichst viel Knochen zu erhalten. Die Zyste und das entzündete Gewebe wurden sorgfältig gereinigt und entfernt. Im Bereich von Zahn 24 bot der Knochen aufgrund der bakteriellen Kontamination dieses Bereichs eine ischämische Osteonekrose und wurde sorgfältig gereinigt. Zur Desinfektion verwendeten wir das Ozon-DTA-Gerät und sterilisierten die Stelle 60 Sekunden lang auf Stufe 6.

Implantation

Im Fall unserer Patienten wies der Sinusboden einen stabilen, kompakten Knochen auf. Die richtige Implantatform in Kombination mit einem internen Sinuslift ermöglichte es, ein Eindrehmoment von 35 Ncm zu erreichen. Zwei einteilige SDS-Keramikimplantate wurden in die Regionen 23 (1.1_3817) und 24 (1.1_4617) inseriert. Die Soforttests mit Periotest ergaben Werte von -5,5 auf Implantat 23 und -6,7 auf Implantat 24. Um die Region mit Wachstumsfaktoren und Stammzellen zu versorgen und eine hervorragende Regeneration von Knochen und Weichgewebe zu erreichen, wurden fünf A-PRF-Matrizes (platelet-rich-fibrin) eingesetzt, die aus dem Eigenblut des Patienten gewonnen wurden. Postoperativ wurden 2 ml 1%iges Procain in die Operationsregion injiziert. Durch den vasadilotativen Effekt wird die Blutzirkulation an dieser Stelle für eine perfekte Heilung angeregt. Darüber hinaus hat es nicht nur eine sehr starke entzündungshemmende Wirkung, stabilisiert die Nervenzellmembranen und stimuliert das parasympathische Nervensystem, sondern übt auch weiterhin eine "Lockwirkung" (Chemotaxis) auf die Immunzellen aus.

Das gesamte Verfahren könnte mit einem minimal invasiven und flapsfreien Zugang durchgeführt werden, der eine perfekte Heilung des Weichgewebes garantiert. Nähte waren nicht notwendig. Der voluminöse, tulpenförmige Bereich des oberen Anteiles des Implantates unterstützt das Weichgewebe, indem er eine "Zirkoniumdioxid-Epithel"-Verbindung (Desmodental) herstellt. Die Adhäsion der Gingiva an der Tulpe des Implantats dichtet den Bereich immunologisch ab.

Die Keramikimplantate wurden sofort im Anschluss an den operativen Eingriff mit einem Langzeitprovisorium versorgt, das "chair-side" gegenüber einem zuvor mit Luxatemp hergestellten Tiefziehmodell realisiert und dann mit Durelon TM verklebt wurde. Unsere Patientin erlebte keine Schwellung an der Operationsstelle und eine sofortige Linderung der meisten ihrer Symptome, einschliesslich der Kopfschmerzen und der ständigen Schmerzen. Nach einigen Tagen konnte sie nach Hause in die Vereinigten Staaten fliegen. In nur einem minimal-invasiven und biologischen Eingriff wurden nicht nur ihre chronische Entzündung und die verursachenden Zähne entfernt, sondern sie wurde auch funktionell und ästhetisch rehabilitiert.

Prothetische Versorgung

Im August 2019 besuchte der Patient erneut unsere Klinik für die prothetische Versorgung. Sie hatte eine ausgezeichnete Heilungsphase und eine ständige Verbesserung ihres allgemeinen Gesundheitszustands erlebt. Die Implantate waren perfekt osseointegriert, und die Periotest-Werte lagen bei beiden Implantaten bei -6,2.

Auf einem aktuellen 3D-Scan ist die Regeneration der ausgeprägten Zyste mit neu gebildetem Knochen deutlich sichtbar. 

Die Zirkonimplantate wurden final mit einem roten Ringdiamanten bei maximaler Rotation und Wasserkühlung präpariert. mit einem Rotring-Diamanten präpariert und nach einer Abformung (Impregum)  mit zwei Vollkeramikkronen, die mittels eines Glasionomerzementes auf den Implantaten befestigt wurden, versorgt.

Bildergalerie (15)

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Zusammenfassung:

Das in diesem Fall angewendete Keramikimplantat bes, wie alle SDS-Implantate, aus dem kontinuierlich verbesserten Material TZP (Tetragonal Zirconia Polycristal) hergestellt. Das Implantat konnte durch ein schneidendes Gewinde mit guter Primärstabilität in der optimalen Position eingesetzt worden und fungiert in der anschließenden Heilungsphase als eine Art Zeltstange, die das umliegende Gewebe auf Distanz hält und eine Leitschiene für die Regeneration des Knochens darstellt. Somit konnte in diesem Fall mit einem minimal-invasiven Eingriff und ohne die Anwendung von Knochenersatzmaterial eine komplexe, chirurgische Situation elegant gelöst werden.